In Südtirol bereitet sich Anthony Losilla derzeit auf seine elfte Saison beim VfL Bochum vor. Der 38-Jährige ist inzwischen der älteste Spieler der Bundesliga.
Dass er die kommende Saison noch auf dem Rasen stehen wird, war bereits länger klar. Ungewiss ist allerdings, ob Trainer Peter Zeidler den Franzosen weiterhin als Kapitän sieht. Über die K-Frage, die Vorbereitung und Losillas Pläne nach der aktiven Karriere haben wir mit dem Routinier im Trainingslager gesprochen.
Anthony Losilla, Sie werden es wohl nicht mehr hören kann. Aber Sie sind der älteste Spieler der gesamten Bundesliga. Wie klingt das für Sie?
Ich sehe das positiv, dass ich im fortgeschrittenen Alter immer noch dabei bin. Das spricht für mich und meine Fitness. Manchmal kann es nervig sein, dann habe ich das Gefühl, dass sich einige Leute wünschen, dass ich aufhöre. Aber diesen Wunsch erfülle ich ihnen noch nicht.
Es ist sehr heiß, am Dienstagabend haben Sie noch ein Testspiel bestritten. Wo zwickt es am Tag danach am meisten?
Am gesamten Körper (lacht). Nein, aber es ist schon unangenehm bei knapp 40 Grad, auch wenn das natürlich für beide Mannschaften gilt. Daran müssen wir uns aber gewöhnen, es könnte ein derartiges Wetter ja auch an den ersten Spieltagen der Saison geben. Unser Staff bereitet uns aber gut auf dieses Wetter vor.
Die Jungs bringen Frische und Überzeugung. Mir gefällt außerdem, dass sie respektvoll sind. Sie wollen lernen und hören zu.
Anthony Losilla über die Talente im Trainingslager
Wie sieht es denn abseits der Trainingseinheiten aus? Was machen Sie heute, was Sie vor zehn Jahren noch nicht gemacht haben?
Ehrlich gesagt: allzu viel habe ich gegenüber dem Beginn meiner Karriere nicht verändert. Ich gehe vielleicht einen Tick früher ins Bett. Ich merke in den letzten zwei bis drei Jahren nur, dass ich länger brauche, um nach den Spielen zu regenerieren. Früher hätte ich am Tag danach schon wieder spielen können - das ginge nun auf keinen Fall mehr.
Mit dem 16-jährigen Alessandro Crimaldi ist auch ein Spieler im Trainingslager dabei, der Ihr Sohn sein könnte. Was haben Sie in Ihrem Alter gemacht?
Ich war damals auf keinen Fall so weit. Das gilt aber grundsätzlich heutzutage - zum Beispiel ist Lamine Yamal ja mit 16 Jahren gerade Europameister mit Spanien geworden. Bei uns war es eine andere Zeit. Damals gab es weniger Vertrauen in junge Spieler. Da musste man erstmal 19, 20 Jahre alt sein, um überhaupt dabei zu sein. Mich freut es aber. Die Jungs bringen Frische und Überzeugung. Mir gefällt außerdem, dass sie respektvoll sind. Sie wollen lernen und hören zu.
Haben Sie ihm schon Tipps gegeben?
Ich spreche natürlich viel mit den jüngeren Spielern, ich mag es Zeit mit Ihnen zu verbringen. Da geht es aber nicht immer nur darum, Ratschläge zu erteilen.
Wie beurteilen Sie die ersten Wochen der Vorbereitung?
In den Testspielen läuft es vielleicht noch nicht so gut, wie wir uns das vorgestellt haben. Aber das darf man nicht überbewerten, wir kennen das ja leider teilweise aus den vergangenen Jahren. Wir brauchen noch Zeit, haben eine jüngere Mannschaft und einige Stammspieler verloren. Gute Testspiele geben natürlich Selbstvertrauen. Aber es ist nicht dramatisch, dass noch nicht alles klappt. Wir müssen weiter arbeiten und geduldig sein.
Da braucht es Spieler, die die Vergangenheit und Identität des Vereins kennen, bodenständig sind und nicht in Panik verfallen
Anthony Losilla
Der Trainer hat angekündigt, die Kapitänsfrage erst kurz vor Saisonstart zu beantworten. Wie gehen Sie damit um?
Das ist in Ordnung für mich und kein großes Thema, auch wenn es natürlich eine Ehre ist, die Kapitänsbinde zu tragen und ich meiner Meinung nach gezeigt habe, dass ich ein guter Kapitän bin. Am Ende entscheidet der Trainer. Wenn er jemand anderen ernennt, werde ich mein Verhalten nicht ändern und weitermachen wie bisher. Jeder einzelne Spieler muss Verantwortung übernehmen.
Der VfL hat viele Stammkräfte verloren, es wartet ein schwieriger Saisonstart. Kommt es da vor allem auf die Spieler an, die schon länger in Bochum sind?
Natürlich. Aber grundsätzlich ist es schwierig für den VfL Bochum in der Bundesliga. Es hilft Leute im Kader zu haben, die das aus den letzten Jahren kennen und nicht denken: Es ist die vierte Saison in Folge, jetzt müssen wir die Europapokalplätze angreifen. Da braucht es Spieler, die die Vergangenheit und Identität des Vereins kennen, bodenständig sind und nicht in Panik verfallen, sollte es mal weniger gut laufen.
Gibt es eigentlich Neuigkeiten bei Ihren Planungen für die Zeit nach der aktiven Karriere?
Ich habe ja schon in verschiedene Bereiche reingeschnuppert, unter anderem in die Jugendarbeit beim VfL in der U19. Es gibt aber viele Perspektiven, die mich interessieren. In den letzten Monaten haben sich einige Dinge verändert. Der Verein und ich haben weiterhin Pläne. Aber wir müssen uns noch einmal zusammensetzen und das konkretisieren. Ich brauche irgendwann natürlich Klarheit für mich und meine Familie. Aktuell sehe ich meinen Lebensmittelpunkt auch nach der Karriere weiterhin hier. Aber ich möchte keine Tür verschließen, ich bin offen für viele Dinge. mit gp